Grindelwald – Eiger Trail

Im Zuge des länderübergreifenden Familienzusammenschlusses beschließen wir 2014 wieder meinen Onkel Wolf-Dieter in Bern zu besuchen und ein verlängertes Wochenende in der Schweiz zu verbringen. Wolf-Dieter, Susann und Mara sind erst vor kurzem innerhalb von Bern umgezogen und wohnen nun in einem stattlichen Haus hoch oberhalb der Stadt. Uns wird versichert dass man einen traumhaften Blick auf das Dreigestirn Eiger-Mönch-Jungfrau habe, leider sehen wir nichts davon, obwohl das Wetter hier in Bern gar nicht mal so schlecht ist. Sanne und ich kommen zur Mittagszeit an, Eva fährt mit Opa und Christel und ist kurz nach uns da.Wir machen einen Spaziergang durch Bern, genießen das Wetter und verbringen einen schönen Tag. Abends werden noch die Touren für die nächsten Tage geplant, dann geht es ins Bett da wir morgens früh raus müssen.

P1010133Wie geplant geht es am nächsten Morgen früh los, wir müssen zunächst mit dem Auto von Bern nach Grindelwald. Sanne, Eva und ich laufen den Eiger-Trail um die berüchtigte Nordwand einmal von Nahem zu sehen. Die anderen entscheiden sich für eine ruhigere Variante und gehen vom Männlichen über den Panoramaweg zu unserem gemeinsamen Ziel, das Gasthaus Grindelwaldblick oberhalb der kleinen Scheidegg. Wir erreichen pünktlich den Bahnhof der Jungfraubahn und kaufen unsere Tickets: Bergfahrt bis Alpiglen, Talfahrt von der kleinen Scheidegg. Schnell wird klar: geschenkt bekommt man in Grindelwald nichts, die Fahrt bis ganz auf Jungfraujoch kostet hin und zurück schlappe 200 SFr, also 120€. Der stolze Preis und das mäßige Wetter schreckt die Unmengen an asiatischen Touristen nicht ab, ich vermute wir sind fast die einzigen im Zug die nicht das Komplett-Ticket gelöst haben. Nach beeindruckender Fahrt mit der Zahnradbahn kommen wir kurze Zeit später in Alpiglen an und es kann losgehen.

P1010144-2Der Himmel ist bewölkt, der Eiger hüllt sich immer wieder in Wolken, wir sehen aber wie hoch sich die Nordwand über uns erhebt. Nach kurzer Orientierungsphase finden wir den Anfang des Trails und laufen stetig bergauf. Insgesamt haben wir 700 Höhenmeter vor uns, aber verteilt auf die gesamte Wegstrecke kommt es uns nicht so viel vor. Der Pfad ist gut ausgebaut, aber nicht wie befürchtet ein „familienfreundlicher Spazierweg“. Außer uns ist kaum jemand unterwegs, die meisten laufen von oben nach unten und wir treffen erst nach der Hälfte des Weges vermehrt auf Wanderer. Es ist der 1. August, Nationalfeiertag in der Schweiz, und ein paar Kinder haben sich mit Feuerwerksböllern ausgerüstet. Zuerst habe ich mich geärgert, doch dann habe ich das Echo der Nordwand gehört: Durch die konkave Wölbung der Wand wandert das Echo mehrfach von rechts nach links und wieder zurück, absolut beeindruckend!

P1010168Direkt unterhalb der Wand entschließen wir uns eine Pause einzulegen. Hier irgendwo muss der Einstieg in die Normalroute sein, markiert ist aber, wahrscheinlich aus gutem Grund, nichts. Wir sehen auch keine Spuren und können nur spekulieren wo es genau los geht. Während wir also da sitzen reißt die Wolkendecke immer mehr auf und wir sehen die Wand wieder in ihrer ganzen Pracht. Bei zunehmend schönerem Wetter und besserer Aussicht gehen wir den Rest des Weges an der nun immer voller wird. Am Ende des Trails erwartet uns noch ein kleiner Lehrpfad, dort sind unter anderem Ausrüstungsgegenstände der Erstbesteiger zu sehen und im Vergleich dazu das moderne Äquivalent. Unglaublich mit welchem Material damals geklettert wurde! Außerdem wurde 2011 die alte Mittellegihütte abgerissen und per Hubschrauber ins Tal geflogen wo man sie nun bewundern kann. Kurz nach diesem Ausflug in die Vergangenheit holt uns der moderne Massentourismus ein: An der Kleinen Scheidegg gehts zu wie auf der Wiesn, wie wollen so schnell wie möglich weg von dem ganzen Trubel. Nun sind es nur noch 5 Minuten bis zu unserem Treffpunkt, wir rufen Wolf-Dieter an und lassen praktischerweise schonmal drei Bier bestellen. Auf der Sonnenterasse angekommen genießen wir den Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Leider sehen wir nie alle drei auf einmal, die Wolken geben die Sicht immer nur kurz frei. Trotzdem ist die Gegend hier großartig!

P1010200Auf der Rückfahrt nach Grindelwald kämpfen wir gegen die Müdigkeit. Nach kurzer Fahrt durch den Ort erreichen wir das Hotel und machen uns für den Abend fertig: Susanns Eltern leben in Grindelwald und haben uns zum Essen eingeladen. Die Wolken verschwinden gegen Abend fast vollständig und wir haben einen traumhaften Blick auf Eiger und Wetterhorn. Im Ort findet ein Fest zum Nationalfeiertag statt und alle freuen sich auf das große Feuerwerk. Leider wird das ein Reinfall, es gibt technische Probleme und es fällt aus. Fassungslosigkeit bei den Schweizern, das gab es wohl noch nie 😉

Für uns war es ein gelungener Tag, auch wenn der Ausblick von der Kleinen Scheidegg nicht perfekt war. Der Eiger-Trail war trotz Feiertag nicht allzu überlaufen, vorallem wenn man bergauf läuft. 700 Höhenmeter hören sich erstmal viel an, mir kam es aber nicht anstrengend vor. Ich hatte befürchtet dass es ein touristischer Spaziergang wird, aber das stimmt nicht, es ist ein normaler Wanderweg den man nicht unbedingt mit Turnschuhen begehen sollte. Am Ende des Tages bin ich neidisch auf diesen kleinen Ort im Berner Oberland, die Gegend ist einfach fantastisch!

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