Hardangervidda Tag 3 – Von Rembesdalseter nach Garen

P1010662Die heutige Etappe ist nach unserer Planung die längste und wir haben Respekt davor. Glücklicherweise konnten wir gestern schon gute 1,5 Stunden weitergehen und haben so heute einen ordentlichen Anstieg weniger vor uns. Der Tag beginnt denkbar schlecht, es regnet und die Sicht geht gegen null. Wir wachen durch den niederprasselnden Regen auf und beschließen noch etwas zu warten bis wir zusammenpacken und losgehen. Tatsächlich haben wir sogar Glück und es hört für 15 Minuten auf zu regnen, also schnell alles zusammenpacken und los gehts. Fürs zweite mal zelten war das schon ziemlich routiniert! Kurz darauf wird der Regen auch schon wieder stärker und wir verschieben das Frühstück erstmal auf später.

Links im Nebel hört man den großen Wasserfall der aus der Gletscherzunge entspringt, schade dass wir nichts sehen. Nach kurzer Zeit haben wir den Aufstieg auch schon geschafft, bei einem kleinen See geht es rechts ab, der Nebel bleibt uns erhalten. Ziemlich trostlos geht es über den Bergrücken weiter, es ist kalt, man sieht nichts, wir haben nichts gegessen und vergessen Wasser nachzufüllen. Kein guter Start… Nach einer guten Stunde geben wir die Hoffnung auf Besserung auf und machen eine Pause, immerhin hat es entgültig aufgehört zu regnen. Sanne bereitet das Frühstück vor, ich mache mich auf die Suche nach Wasser.

P1010669Frisch gestärkt geht es dann weiter, die Stimmung ist immerhin wieder besser. Und kurz darauf kommt ein Moment der mir persönlich als Highlight im Kopf bleibt: Rechts von uns tut sich ein Loch in den Wolken auf und eröffnet den Blick hinunter aufs Eidfjord. Unglaublich, das ist die einzige Stelle auf der ganzen Tour in der wir nahe an ein Fjord kommen, und genau hier verzieht sich der Nebel. Wir sind schwer beeindruckt und machen zig Bilder, keines davon kann ausdrücken wie wir die Situation empfinden! Und von da an wird alles besser, der Nebel verzieht sich und es wird ein herrlicher, sonniger Tag, im Nachhinein betrachtet wahrscheinlich der schönste der Tour.

P1010693Mit neuem Schwung und top motiviert gehen wir weiter, den Blick auf das Fjord und die steil abfallenden Flanken gerichtet. Am See Skytjevalsdatnet begegnen wir zum ersten Mal anderen Trekkern die sich hier ein gemütliches Basislager eingerichtet haben. Doch trotz all der Schönheit bleibt die Strecke anspruchsvoll, der Aufstieg vom See zum darüberliegenden Hochplateau hat es richtig in sich. Es ist sehr steil und extrem schlammig und der Weg ist nur ansatzweise zu erahnen. Danach geht es aber wieder etwas gemäßigter weiter, es folgt das übliche leichte Auf und Ab. Als wir den Berg Vetle Ishaug passieren sehen wir zum ersten Mal hinunter ins Tal wo die Orte Fossli, Liseth und Garen liegen. Der Anblick entmutigt etwas, denn es sieht noch sehr weit aus… Es folgt der Abstieg in ein Sumpfgebiet, und unser Entschluss für den heutigen Abend verfestigt sich: Hier kann man nicht campen, wir gehen nach Garen und nutzen den Campingplatz samt sanitären Einrichtungen. Der Weg zeiht sich in die Länge, die Ortschaft scheint einfach nicht näher zu kommen. Im Trekkingbuch ist die Rede von einem heftigen Abstieg vom Hochmoor in den Ort, immerhin sind wir mental darauf vorbereitet. Es kommt dann aber anders: Nach einer gefühlten Ewigkeit auf schmalen Holzplanken durch den Sumpf ist der Abstieg kaum der Rede wert, schon nach kurzer Zeit erreichen wir die ersten Häuser und folgen der Beschilderung zum DNT-Haus Liseth.

P1010707In Liseth angekommen erkundigen wir uns nach dem Weg zum Campingplatz. Leider liegt zwischen uns und Garen noch ein kleiner Berg den wir erklimmen müssen, doch nach knapp 30 anstrengenden Minuten haben wir unser Ziel erreicht. Der Campingplatz ist hier absolut zu empfehlen: Ein trockener und ebener Stellplatz, das günstigste Bier das wir in ganz Norwegen gefunden haben und vorallem eine warme Dusche. Herrlich! Außer uns sind alle mit dem Auto da, unser Zeltplatz sieht erbärmlich aus im Vergleich, aber was solls 🙂 Den Abend verbringen wir mit unserer Trekking-Nahrung im Fernsehzimmer, dort läuft: „Perfect Storm“ mit George Clooney. Leider wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht dass das quasi die Wettervorhersage für die nächsten Tage sein wird…

Der Tag war extrem anstrengend, am Ende waren wir beide einfach nur noch froh als wir am Zeltplatz waren. Der Weg zieht sich unglaublich in die Länge und man hat das Gefühl nie voranzukommen. Am Anfang schlug das Wetter auf die Stimmung, doch nach gut 2h schlug es um und war super. Die zwei Hauptanstiege des Tages haben es in sich, den ersten haben wir glücklicherweise schon fast komplett am Vortag gemeistert. Ich kann mir kaum vorstellen die Tour morgens in Rembesdalseter starten zu müssen. Zumindest für den zweiten Tag wäre uns das definitiv zu hart gewesen! Nach zwei Tagen „in der Wildnis“ ist es ganz angenehm mal wieder eine warme Dusche zu haben. Wer auf den Luxus verzichten möchte muss noch weiter laufen, oberhalb von Liseth ist ein weitflächiges Sumpfgebiet, rund ums DNT-Haus kann und darf man nicht zelten. Zu Beginn der nächsten Etappe findet sich aber auf jeden Fall ein Plätzchen. Später im Nationalpark Hardangervidda wird es allgemein leichter da die Vegetation noch mehr abnimmt.


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