Für den zweiten Tag unserer Grindelwald Aufenthalts haben wir uns, nach Eiger-Trail am Vortag, die andere Bergseite vorgenommen. Es geht zunächst mit der First-Bahn nach oben, dann zu Fuß ums Schwarzhorn zur Großen Scheidegg.
Wie bereit gestern sind Sanne, Eva und ich zu dritt unterwegs, die anderen machen einen ruhigeren Ausflug und wir treffen uns Nachmittags auf der Großen Scheidegg. Wir schleichen uns morgens aus dem Hotelzimmer um Opa nicht zu wecken un machen uns auf den Weg zur Gondel. Das Wetter ist mies, soll aber laut Wetterbericht am Berg schon gut sein und im Laufe des Tages besser werden. Unterwegs noch Frühstück gekauft und los geht es gemütlich mit der Bahn auf 2.166m. Oben erwartet uns Kälte und die omnipräsenten asiatischen Touristen. Vorallem zwei Japanerinnen fallen auf, denn sie haben ein kleines Kamerateam dabei und werden bei allem gefilmt: Frösteln im Nebel, Selfies mit Kühen, Posieren vor (nicht sichtbarem) Bergpanorama. Wir lassen die Bergstation schnell hinter uns und machen uns auf dem breiten Panoramaweg auf in Richtung Westen zum Bachsee. Die Sicht wird nach und nach besser und wir sind bald ziemlich unter uns, viele verirren sich noch nicht herauf.
Kurz vor dem Bachsee verlassen wir den Spazierweg, jetzt wird es alpin. Ein Wegweiser zeigt uns den Weg zur Axalp, zumindest kurze Zeit ist das unsere Richtung. Insgesamt ist die von uns gewählte Tour ziemlich schlecht ausgeschildert, obwohl sie sogar in den offiziellen Tourismuskarten verzeichnet ist. Es geht teilweise steil bergauf, an einigen Stellen über dem Bachsee auch durch Erdrutsche etwas ausgesetzt. Kurze Zeit später haben wir den Grat umrundet und laufen von nun an hinter dem Gebirgskamm nach Osten. Die Landschaft ändert sich schlagartig, hier wächst kaum etwas, die grünen Wiesen weichen einer riesigen Geröllhalde, vor wenigen Jahrzenten war hier noch ein Gletscher. Wir erreichen den kleinen Hagelsee, danach zeigt der Wegweiser nach links runter zur Axalp, doch wir bleiben oben und laufen immer unterhalb des Kamms entlang weiter. Als wir das Häxeseeli erreichen wollen wir Pause machen, doch genau in diesem Moment fängt es an zu regnen, also nur ein paar Trekkingkekse zur Stärkung und weiter gehts. Da wir uns nun schon auf ca 2.500m Höhe befinden treffen wir immer öfter auf Altschneefelder, durch den Regen wird es auch ganz schön kalt. Nach weiteren 200 Höhenmetern erreichen wir schließlich den Paß zwischen Schwarzhorn und Wildgärst auf 2.704m. Auch hier ist die Beschilderung sehr dürftig, ein kurzer Blick aufs Handy verrät uns dasss es rechts über das Schneefeld (Blau Gletscherli) steil bergab geht. Es wäre sicher kein Fehler gewesen zumindest hier die Abzweigung zur Großen Scheidegg zu markieren…
Der Hunger macht sich nun definitiv bemerkbar und wir finden ein windgeschütztes Plätzchen für eine Pause. Aber kaum hingesetzt macht sich Unruhe breit: Eva bekommt eine SMS von Wolf-Dieter, ein Gewitter macht sich breit und kommt unaufhaltsam näher. Wir sehen auch wie von Westen her immer dunklere Wolken hereinziehen und bekommen ein mulmiges Gefühl. Der Abstieg vor uns hat es in sich, wir wollen zumindest das steilste Stück hinter uns bringen bevor es richtig zu regnen anfängt. Also machen wir uns wieder auf den Weg und stürmen bergab, ca. 1,5h brauchen wir noch insgesamt. Doch als wir den Abstieg geschafft haben ist das schlechte Wetter im wahrsten Sinne des Wortes wie weggeblasen. Warme Föhnluft hat alle Anzeichen von Gewitter aufgelöst, genau genommen haben wir auf den letzten Kilometern das schönste Wetter des ganzen Wochenendes.
Die Große Scheidegg kommt in Sichtweite, allerdings ist es noch ein ganzes Stück bis dorthin, wir laufen nochmal gute 45 Minuten. Dafür werden wir mit einer fantastischen Sicht auf Wetterhorn und den Eigergrat belohnt, im Nordosten sieht man nach Meiringen und zum Titlis. So erreichen wir gut gelaunt den Gasthof, treffen dort den Rest der Familie und trinken das wohlverdiente Zielbier. Danach geht es mit dem Postbus zurück nach Grindelwald wo wir die letzten Sonnenstrahlen auf der Terrasse genießen können. Abends sind wir wieder mit Susanns Eltern zum Essen verabredet, diesmal gibt es, typisch schweizerisch, Käse-Fondue und frisch gesammelte Pfifferlinge.
Die Tour heute wurde uns leider durch das schlechte Wetter etwas vermiest. Die meiste Zeit war es sehr neblig, noch dazu war die Route unverständlicherweise sehr schlecht beschildert. Der Tag wurde aber mehr als geretter als gegen Ende die Sonne raus kam und wir einen großartigen Bick von der Großen Scheidegg ins Tal hatten. Nächstes mal würde ich vermutlich eher eine Tour aufs Schwarzhorn planen als die Umrundung. Wir haben von unten den Klettersteig gesehen, es gibt aber wohl auch einen einfacheren Weg auf der Südseite. Am nächsten Tag wollten wir noch eine kleine Tour machen, das war aber leider wegen Regen nicht möglich, daher haben wir auf der Heimfaht noch in Luzern angehalten und die Stadt angeschaut.