„3 Tage – 3 Dreitausender“ – das sollte das Motto des langen Wochenendes rund um die Schweinfurter Hütte werden. Den Sulzkogel mussten wir leider im Aufstieg aufgrund eines Gewitters abbrechen, die Tour war trotzdem ein voller Erfolg. Hohe Berge, tolle Landschaft, kaum Menschen – das Sellrain ist wunderschön!
Hochreichkopf
Pünktlich um 6.30 Uhr treffe ich mich mit Basti um nach Kühtai zu fahren. Der erste Tag unserer Tour ist gleich ziemlich hart, deshalb wollen wir früh dort sein. Um 9 Uhr geht es dann vom Parkplatz los in Richtung Längental. Kühtai ist im Sommer wahrlich kein Augenschmaus, überall Baustellen und verlassene Hotelanlagen. Weder Längental noch Hochreichkopf sind auf den Wegweisern angeschrieben, da es aber nur einen Weg in diese Richtung gibt, ist die Navigation kein Problem. Bereits nach 5 Minuten lassen wir den Ort hinter uns und sind ab jetzt lange Zeit alleine, das Tal ist wie ausgestorben.
Wir folgen dem Tal bis ans Ende, wo wir von neugierigen Schafen verfolgt werden, und machen uns an den Aufstieg zur Niederreichscharte. An einem Felsaufschwung ist etwas leichte Kletterei gefragt, dann geht es über ein Geröllfeld hinauf zur Scharte. Der Blick auf Ötztal, Geigenkamm und Kaunergrat ist fantastisch! Von hier an wird es noch einmal etwas anspruchsvoller, der Weg folgt nun ausgesetzt dem Grat und ist immer wieder mit Drahtseilen und -griffen versehen. An der Hochreichscharte angekommen sind es nun nur noch ca. 10 Minuten zum Gipfel des Hochreichkopf (3.008m).
Die Schweinfurter Hütte ist ab sofort ständig im Blick, doch die Entfernung täuscht, es dauert noch gute 3h bis dort ankommen. Der Abstieg ist schön, aber nach einem langen Tag freuen wir uns als wir endlich an der Schweinfurter Hütte ankommen. Dort gibt es Spezi gegen den Durst und Bier zur Belohnung, so ein Hüttenabend ist einfach gemütlich :-).
Zwieselbacher Roßkogel
Da wir zwei Tage auf der Schweinfurter Hütte bleiben, können wir den zweiten Tag mit leichterem Gepäck bestreiten. Der Weg zum Zwieselbacher Roßkogel zweigt kurz nach der Alm links ab und steigt steil bergan in Richtung Fidaskar. Dieses wurde uns schon als extrem steil und schwierig angekündigt, und wir sehen erst relativ spät was auf uns zu kommt. Doch als wir das Kar dann erreichen, ist alles halb so wild. Zunächst steigen wir über grobes Geröll und Blockwerk auf, folgen dann einem schrofigen Weg und queren erst sehr spät in die Geröllrinne die zur Scharte führt. Von hier ist der Gipfel des Zwieselbacher Roßkogels zum Greifen nahe, nach ca. 10 Minuten erreichen wir das Gipfelkreuz und genießen den fantastischen Ausblick in 3.081m Höhe. Wie gestern sind wir auch heute wieder komplett alleine unterwegs, erst hier am Gipfel treffen wir eine Handvoll anderer Wanderer.
Im Abstieg wählen wir den Weg durch das Wolfeskar in Richtung Pforzheimer Hütte. So haben wir einen schönen Rundweg, allerdings müssen wir anschließend auch nochmal einen ordentlichen Aufstieg verkraften. In Serpentinen schlängeln wir uns hinauf zum Gleirschjöchl, in der Mittagssonne eine richtige Plackerei. Oben angekommen ist der Weg zur Schweinfurter Hütte mit 2,5h ausgewiesen, das ist jedoch stark übertrieben. Bereits nach 45 Minuten Abstieg erreichen wir das nächste Schild welches nun nur noch 40 Minuten angibt. So erreichen wir kurz vor dem nachmittäglichen Regenschauer die Hütte. Ein herrlicher Tag!
Abbruch am Sulzkogel
Heute geht es über die Finstertaler Scharte zurück nach Kühtai, auf dem Weg wollen wir mit dem Sulzkogel noch den dritten Dreitausender besteigen. Im Gegensatz zu den vorigen Tagen ist heute richtig viel los, fast alle Hüttengäste wollen heute denselben Weg nehmen, so schlängelt sich eine Kolonne den steilen Weg hinauf. Über den schönen und aussichtsreichen Weg erreichen wir relativ schnell die Finstertaler Scharte, das Wetter sieht aber leider nicht so prächtig aus. Für den Nachmittag wurden Gewitter angekündigt, von Norden sind aber nun schon sehr dunkle Wolken zu sehen.
Auf dem Abstieg zum Stausee kommen die dunklen Wolken immer näher. Laut Wegweiser benötigen wir 1,5h auf den Sulzkogel, so lange bleiben wir garantiert nicht trocken. Dennoch beginnen wir mit dem Aufstieg und beschließen unterwegs abzubrechen falls es gewittert oder der Weg bei Nässe zu gefährlich wird. Nach 30 Minuten beginnt der Regen, und kurz darauf nimmt uns der erste Donnerschlag die Entscheidung ab ob wir weitergehen: wir brechen die Tour ab und laufen zurück zum Stausee.
Der Weg zur Staumauer ist unspektakulär, und als wir sie erreichen ist das Gewitter auch schon wieder vorbei. Der Sulzkogel erstrahlt wieder in der Sonne, unser Abbruch war dennoch vernünftig, aus unserer Position war nicht zu erkennen wie lange das Gewitter andauern würde. Um den Tag nicht ganz ohne Gipfel zu beenden, nehmen wir uns wenigstens noch den Mutkogel vor, eine kleine Erhebung neben der Staumauer mit schönem Panoramablick aufs noch immer unschöne Kühtai. Der Abstieg durchs Skigebiet ist dann auch nicht so schlimm wie befürchtet, der Weg ist schön an einem Bach entlang angelegt.
Fazit
Drei wunderbare Tage, das Sellrain ist eine herrliche Gegend! Es gibt hier unzählige Möglichkeiten für lohnenswerte Touren im mittleren Schwierigkeitsgrad. Wenn man sich von den klassischen Verbindungswegen zwischen den Hütten fern hält, trifft man den ganzen Tag quasi kaum andere Menschen. Zweimal auf der Schweinfurter Hütte zu übernachten war auch eine gute Idee, so konnten wir den zweiten Tag mit leichtem Gepäck angehen.