Winterwandern im Schwarzwald: Klingt nach Eiseskälte und hüfthohem Schnee. War aber problemlos machbar und wunderschön! Westweg Teil 2, diesmal von der Alexanderschanze zum Titisee. Mit dabei: Alpenpanorama, Wald, Sonne, Nebel, Glatteis, Windräder und kalte Herbergen.
Der erste Teil des Westwegs von Pforzheim zur Alexanderschanze hat uns gut gefallen. Daher nutzen wir die vier Tage zwischen Weihnachten und Silvester und arbeiten uns weiter nach Süden vor. Der Wetterbericht ist gut, die nötigen Hotels frei und rasch gebucht, also geht es den Weihnachtspfunden schnell an den Kragen. Vier Etappen mit je 20 bis 28 Kilometer bringen uns auf dem Westweg durch den Mittelschwarzwald bis zum Titisee.
Alexanderschanze – Brandenkopf
Die Tage sind kurz und die Etappen lang, da muss man notgedrungen früh starten. Von der Alexanderschanze haben wir kurz nach Sonnenaufgang einen traumhaften Blick in die Alpen. Die sieht man von hier nur an einem klaren Wintermorgen, und bereits eine Stunde später verschwinden sie im Dunst des Tages. Früh aufstehen lohnt sich manchmal doch! Gegen halb 9 setzen wir dann genau an der Stelle wo wir im Sommer aufgehört haben unsere Wanderung auf dem Westweg fort.
Die Sonne steht tief und blitzt immer wieder durch die Bäume, hier und da blickt man hinunter ins nebelverhangene Rheintal. Die Temperaturen sind mit ca 3°C erträglich, es liegt kein Schnee und ist nicht glatt. Es ist still, menschenleer und wunderschön. Warum haben wir das nicht schon öfters gemacht?! Erst nach ca. 3 Stunden treffen wir zum ersten mal einen Radfahrer, insgesamt sehen wir auf der ersten Etappe nur eine handvoll Menschen. Nur zum Harkhof sind viele Leute zum Kaffee trinken mit dem Auto angereist. Die Etappe endet im Wanderheim am Brandenkopf, wir sind die einzigen Gäste und der Wirt tut uns etwas leid weil er extra wegen uns öffnen musste.
Brandenkopf – Karlstein
Die zweite Etappe bis zum Karlstein wäre mit 26km und 1200Hm im Auf- und Abstieg sehr lang und kaum vor Einbruch der Dunkelheit machbar. Deshalb verlassen wir zunächst den Westweg und steigen auf direktem Wege nach Hausach ab, und folgen dann wieder dem Weg hinauf zum Farrenkopf. Hier oben gibt es sehr viele Windkraftanlagen, was wohl nicht jedem gefällt. Der Westweg führt immer irgendwie drumrum, so stört es uns nicht wirklich. Es ist noch immer sonnig, aber nicht mehr so klar wie am ersten Tag. Immer wieder laufen wir durch Nebel und Wolkenfetzen, doch pünktlich zum Sonnenuntergang am Karlstein wird es wieder klar und wir haben einen tollen Weitblick. Danach lockt das Hotel „Schöne Aussicht“ mit Sauna, Whirlpool und leckerem Essen. Sehr zu empfehlen! Ob die Aussicht wirklich schön ist konnten wir dann wegen erneutem Nebel nicht verifizieren…
Karlstein – Kalte Herberge
Leider war es das dann aber auch mit schönem Wetter. Die nächste Etappe des Westwegs ist leider etwas durchwachsen, sowohl was das Wetter als auch die Streckenführung angeht. Wir haben 28km bis zur „Kalten Herberge“ vor uns, da wir quasi nirgends Aussicht haben, machen wir aber sowieso nur wenige kurze Pausen. Im Ort Martinskapelle besuchen wir die Donauquelle (eigentlich entspringt hier nur die Breg, das vermarktet sich aber wohl nicht so gut…), und wärmen uns mit einer Kartoffelsuppe auf. Es ist jetzt Samstag Mittag und auf einmal sind sehr viele Spaziergänger unterwegs, das ist schon ganz ungewohnt.
Leider verläuft der Westweg ab dem Aussichtspunkt Brend immer mehr oder weniger auf oder neben einer Straße. Im Winter unschön, im Sommer bei mehr Verkehr sicher sehr nervig. Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir das Gasthaus „Kalte Herberge“, verkneifen uns obligatorische Wortspiele und beziehen unser schönes, renoviertes Zimmer. Das Essen war sehr lecker. Und die Herberge war nicht kalt.
Kalte Herberge – Titisee
Der letzte Tag ist dann leider noch etwas schlechter als der vorherige. Der Nebel ist geblieben und über Nacht gefroren, es ist den ganzen Tag spiegelglatt, sogar auf den geschotterten Waldwegen. Wir laufen ca. 7km einer großen Bundesstraße entlang bis der Westweg endlich in den Wald abbiegt. Ab hier ist es bestimmt sehr schön, wir folgen dem Panormaweg, sehen aber leider kaum 50 Meter weit. Da wird sogar die Orientierung auf dem ansonsten perfekt beschildertem Westweg schwer. Wind und Schneefall tun ihr übriges, es ist kalt und unschön. Daher laufen wir möglichst schnell in den Touristenort Titisee um von dort den Zug nach Hause zu nehmen.
Fazit: Der Westweg hat uns im Winter noch besser gefallen als im Sommer. Die Luft ist klar, man hat tollen Weitblick und es ist kaum jemand unterwegs. Bei Temperaturen um 5°C muss man auch nicht so viel mehr tragen als sonst. Die dicken Handschuhe und eine zusätzliche Windstopper-Schicht haben wir nie gebraucht. Nun fehlen uns noch 3-4 Etappen bis Basel, und die holen wir sicher auch noch nach. Mal sehen ob es Sommer oder Winter wird.