Es ist Sonntag, herrliches Wetter und aufgrund des Schneemangels ist das Skifahren gedanklich schon abgehakt. Also höchste Zeit stattdessen die Wandersaison zu beginnen!
Der Jochberg zwischen Kochel- und Walchensee ist einer der Münchener Hausberge schlechthin und normalerweise absolut überlaufen. Daher entscheiden wir uns dieses Ziel möglichst früh in Angriff zu nehmen wenn noch nicht so viele ans Wandern denken. Die Anfahrt läuft problemlos, die Parkplatzsuche vor Ort ist allerdings trotz Frühling nicht einfach. Klare Empfehlung: Alles was nach Parkplatz aussieht sofort nehmen, es kommt wahrscheinlich nichts besseres 😉 Wir finden etwas unterhalb des Passes ein freies Plätzchen und es gibt einen Wanderweg abseits der Straße, also alles in Ordnung.
Wir haben uns vor kurzem Leichtsteigeisen (Grödel) angeschafft, die sollen heute das erste mal zum Einsatz kommen, aber wir wissen nicht genau wieviel Schnee tatsächlich noch liegt. Wir wählen zum Aufstieg den direkten Weg am Grat entlang, beim Abstieg wollen wir je nach Schneelage über die Jocheralm zum Walchensee gehen. Nachdem der Aufstieg unspektakulär beginnt erreichen wir sehr schnell die Schneegrenze und sind dann doch erstaunt: Trotz schneearmem Winter und viel Sonne ist hier noch einiges liegen geblieben. Aber auch bei diesen Witterungen ist der Jochberg ein beliebtes Ziel, es ist schon eine breite Spur durch den Schnee gepflüpgt, Grödel sind jedenfalls nicht nötig. Als wir die Baumgrenze überschreiten wird der Weg zu einer rutschigen Mischung aus Schlamm und Schnee, da ist nochmal etwas Konzentration gefragt das es links steil zum Kochelsee abfällt.
Am Gipfel angekommen haben wir eine traumhafte Aussicht in alle Richtungen. Kochel- und Walchensee liegen uns zu Füßen, dahinter erheben sich Karwendel und Wetterstein mit Zugspitze. Die Beliebtheit des Jochbergs ist jedenfalls klar: relativ einfacher und kurzer Aufstieg, super Aussicht und Jocher-Alm direkt unterhalb des Gipfels. Und man muss sich tatsächlich etwas bewegen, auf den benachbarten Herzogstand fährt eine Gondel.
Da wir im Abstieg nicht in der schmalen Schneespur allen Nachzglern begenen wollen entscheiden wir uns für den etwas längeren Weg über die Alm zum Walchensee. Ein Stück zurück auf dem Hinweg und dann geht es links ab zur Alm. Hier ist nochmal Vorsicht geboten, der Weg ist sehr naß und rutschig. Kurz darauf sind wir auf einem breiten Forstweg der nahezu ungespurt ist. Auch hier wären ansich keine Grödel nötig, aber wir wollen sie ja nicht umsonst mitgetragen haben, also werden sie hier im einfahcen Gelände eingeweiht. Im Schnee leisten sie gute Dienste, da wir aber kurz darauf wieder auf einen Waldpfad abbiegen und langsam aber sicher wieder unter die Schneegrenze kommen geht es ohne Metall unter den Füßen doch einfacher. Der weitere Weg zum See ist dann wieder unspektakulär, zieht sich aber etwas in die Länge.
Am Walchensee angekommen beobachten wir ein paar Windsurfer und laufen dann auf der asphaltierten Straße zurück nach Urfeld. Von dort geht es nochmal ein paar Höhenmeter hinauf zur Passhöhe, und dann wieder den bekannten Weg hinab zum Parkplatz. Die Rückfahrt verläuft zum Glück problemlos. Vor zwei Jahren waren wir schonmal hier oben am Herzogstand unterwegs und haben für die 2-3km nach Kochel 45min gebraucht. Das sollte man unbedingt einplanen wenn man zur „Hauptsaison“ anreist!
Fazit: Ich meide das Gebiet im Sommer da es einfach viel zu überlaufen ist. Im Frühling oder Spätherbst aber definitiv eine lohnenswerte Tour, da sie nicht zu lang ist (noch kürzer wenn man keine Runde läuft) und eine unglaubliche Rundumsicht bietet.