Hardangervidda Tag 5 – Von Vivelid nach Viersdalen

P1010731Morgens erwachen wir in richtigen Betten, es ist warm und gemütlich, und wir können im gemütlichen Aufenthaltsraum frühstücken. Die Entscheidung in Vivelid im Haus zu übernachten war absolut richtig, ich fühle mich rundum erneuert und bin wieder voller Energie. Gestern war die Motivation auf dem Nullpunkt, heute habe ich wieder richtig Lust weiterzulaufen. Vorallem betreten wir nun endlich wirklich den Nationalpark und lassen Autos und Ortschaften hinter uns. Auch das Wetter hat sich deutlich gebessert und es wird einer der schönsten Tage der Tour. Kurz zusammengefasst kann im Nachhinein sagen: In Vivelid zu übernachten war die beste Entscheidung auf der ganzen Tour!

P1010739Los gehts also, zunächst einmal über eine Brücke wo ein Schild den Eingang zum Nationalpark kennzeichnet. Der Weg nach Hedlo braucht etwas Konzentration, es geht über große Steine die noch etwas rutschig sind. Aber insgesamt kommen wir gut voran, das ist einer der wenigen Abschnitte wo wir die Zeiten aus Buch und DNT-Karte tatsächlich einhalten können. Von nun an folgen wir immer dem breiten Fluss Veig, unterwegs treffen wir eine Familie mit zwei Kindern die auf Pferden unterwegs sind, hat etwas von „Wir Kinder aus Bullerbü“. Nach einer Stunde eröffnet sich vor uns eine Sumpflandschaft (Rjotemyrane) die weiträumig umgangen werden muss. Ich laufe etwas voraus und unterhalte mich auf Englisch mit einem entgegenkommenden Wanderer. 2 Minuten später unterhält sich Sanne ebenfalls mit ihm, allerdings stellt sich dabei heraus dass er aus Oberbayern kommt und breiten Dialekt redet 😉 Kurz darauf machen wir am Wegesrand bei Rjoto eine Pause und treffen dabei Albert aus Magdeburg den wir fortan immer wieder sehen werden. Er erzählt uns dass er die selbe Tour laufen wollte wie wir, aber sein Gepäck kam nicht in Oslo an und er musste dort 3 Tage warten… Immerhin hat er noch einen Zwischeneinstieg planen können. Er geht weiter Richtung Hadlaskard was auch unser nächstes Ziel sein soll.

P1010752Apropos Ziel: Unser Tagesziel ist noch immer nicht vollständig klar. Wir fühlen uns gut, aber die Wettervorhersage ist schlecht bis sehr schlecht. Die morgige Etappe führt uns zum Harteigen, dem markantesten Berg der Hardangervidda, der aber auch entsprechend dem Wind ausgesetzt ist. Ab morgen früh wird heftiger Sturm erwartet und am liebsten würden wir schon heute den Aufstieg zum Harteigen schaffen um morgen schnell von dort weg zu sein. Andererseits ist es eine sehr weite Strecke mit heftigem Anstieg am Ende. Wir sind uns nicht ganz sicher ob es überhaupt eine gute Idee ist bei der Vorhersage zu zelten, vorallem auf dem Harteigen-Plateau. Direkt unterhalb, vor dem großen Anstieg liegt Viersdalen wo man anscheinend sehr gut zelten kann. Weitere Alternativen sind die DNT-Hütten Hadlaskard (zu nah, wir wollen heute mehr Strecke machen) und Torrehytten (weit und eigentlich ein Umweg). Oder komplette Umplanung der Tour: Nicht hinauf zum Harteigen sondern durchs Gronodalen direkt nach Litlos. Schwierige Entscheidung, wir beschließen zunächst einmal nach Hadlaskard zu laufen und zu sehen wie sich das Wetter entwickelt. Dort angekommen treffen wir Albert wieder, und auch ein anderes deutsches Pärchen hat es sich dort gemütlich gemacht. Alle sind am überlegen wie sie weitermachen wollen. Nach einiger Diskussion beschließen wir weiter Richtung Viersdalen zu gehen, Albert bleibt in Hadlaskard und läuft durchs Gronodalen nach Litlos.

P1010767Der Weg bleibt schön und relativ eben. Heute machen wir viel Strecke fühlen uns aber nicht annähernd so kaputt wie gestern. Das Rucksackgewicht wird immer erträglicher was zum einen an der Gewohnheit, zum anderen am weniger werdenden Proviant liegt. Die Sonne kommt auch nochmal raus und wir laufen immer dem Harteigen entgegen der nun genau vor uns aufragt. Als wir schließlich Viersdalen erreichen ist es Zeit für eine Entscheidung. Rauf zum Harteigen scheidet aus, sowohl Anstieg als auch unklare Camping-Situation auf dem Plateau sprechen dagegen. Dann finden wir kurz hinter Viersdalen einen super Zeltplatz an einem Bach, das Wetter ist toll und wir wollen vor dem großen Wetterumschwung nochmal das Zelt benutzen. Also bleiben wir und gehen nicht weiter nach Torehytten. Wir verbingen einen schönen Abend im Zelt und freuen uns über den gelungen Tag. Es war bisher der schönste Abschnitt der Tour, das Motivationstief von gestern ist überwunden, es macht wieder richtig Spaß! Was wir noch nicht wissen: Es war ein Fehler nicht nach Torehytten weiterzugehen… *dramatische Musik*


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