Berliner Höhenweg Etappe 4 – Von der Greizer Hütte zur Berliner Hütte

Die vierte Etappe am Berliner Höhenweg führt uns von der Greizer Hütte über die Mörchnerscharte (2.872m) zur Berliner Hütte. Unterwegs überstehen wir eine heikle Situation kurz vor der Scharte und entspannen am herrlich gelegenen Schwarzsee.

P1030937Von der Greizer Hütte aus sieht man schon was einen heute erwartet, nämlich 1.000 Höhenmeter Aufstieg am Stück. Das ist nicht sehr motivierend, vor allem da wir wissen dass es zunächst ganz runter ins Tal geht nur am dann gegenüber wieder aufzusteigen. Auch diese Etappe ist mit 6,5h nicht sonderlich lang, so lassen wir uns etwas Zeit und starten „erst“ um 8.30 Uhr.

P1030941Zunächst geht es gute 300 Höhenmeter bergab bis ganz nach unten zum Bach. Dieser wird über eine Brücke gequert und dann wartet auch schon die erste kleine Herausforderung: Über eine wackelige Leiter muss man ca. 10m auf einen Felsvorsprung klettern. Das ist nicht jedermanns Sache, wir haben allerdings keine Probleme damit. Danach geht es nochmal kurz seilversichert weiter bis sich der Weg in unendlich vielen Serpentinen nach oben schlängelt.

P1030949Das Ganze ist am Ende einfacher als befürchtet, durch die Serpentinen gewinnt man sehr schnell an Höhe und die Vegetation wird immer weniger. Am Ende des langen Grashangs machen wir kurz Pause, queren ein Schneefeld und beginnen mit dem Aufstieg im abschließenden oberen Geröllfeld. Der Weg hält sich immer an der rechten Bergflanke, zwischendrin muss man allerdings ca. 50-100 Höhenmeter mittig im Geröllfeld aufsteigen bis der Weg wieder nach rechts ausweicht.

P1030953Gerade als ich an der Stelle ankomme passiert etwas was man wirklich nicht erleben möchte: Ein Felssturz in der linken Bergflanke! Von oben löst sich durch Erosion ein mannsgroßer Felsbrocken und stürzt mit viel Getöse in die Rinne wo er weitere Felsen mit sich reißt. Ich stehe zu diesem Zeitpunkt genau in der Fallrichtung, Sanne ist noch etwas unterhalb. Innerhalb von Sekundenbruchteilen sprinte ich durchs Geröll zurück hinter einen Bergrücken und suche Deckung, doch alles geht so schnell dass kaum Zeit zum Reagieren bleibt. Der große Brocken springt schräg über den Bergrücken und schlägt ca. 100m auf gleicher Höhe neben mir ein, die kleineren Brocken bleiben am Bergrücken hängen. Zu dem Zeitpunkt waren 5 Personen im unmittelbaren Gefahrenbereich, zum Glück ist keinem etwas passiert, doch eine Frau wurde nur um 1-2 Meter verfehlt und steht sichtlich unter Schock. Zum Glück muss sie nur noch ein paar Meter absteigen um in Sicherheit zu sein.

P1030964Voller Adrenalin und mit wackeligen Beinen versuchen sich nun alle um uns herum aus der Gefahrenzone zu bringen. 100m weiter oben ist bereits ein Felsvorsprung der uns genug Abstand zur Rinne bringen sollte, doch der Weg dorthin kommt uns ewig vor. Nach jedem Meter suche ich mir einen großen Felsen der mir Deckung bietet, den Blick gleichzeitig immer in die Bergflanke gerichtet. Dort rutschen noch ein paar kleinere Steinchen herab, aber es passiert nichts Kritisches mehr. Oben an der Scharte machen wir erst mal ausgiebig Pause und erholen uns vom Schock.

P1030974Der Abstieg durchs Roßkar ist das kein Problem mehr, etwas geht stetig abwärts bis zum Schwarzsee der herrlich liegt aber sehr kalt ist. Zum Füße baden, Aussicht genießen und ein kleines Nickerchen halten ist er aber sehr empfehlenswert! Apropos Aussicht: Nächstes Tal, nächste Gletscher (Schwarzenbergkees und Waxeggkees), und wie immer ist es ein sehr beeindruckender Anblick. Unten im Tal sieht man bereits die riesige Berliner Hütte, dahinter das morgen anstehende Highlight des Berliner Höhenwegs, das Schönbichler Horn (3.133m).

P1030979Als wir an der Hütte ankommen sind wir zum einen beeindruckt vom Prunk in der denkmalgeschützten Hütte (Kronleuchter im Speisesaal), zum anderen aber auch irritiert von den Ausmaßen. Mit einer Hütte hat das nichts mehr zu tun, man fühlt sich wie im Hotel. Wir kommen im Winterlager unter, welches aber besser ausgerüstet ist als so manch andere Hütte. Es gibt hier zwei Stockwerke, einen eigenen Trockenraum, Dusche und WCs. Der Automat an der Dusche ist kaputt, statt 3 Minuten hat man unbegrenzt lange warmes Wasser. Beschweren wollte ich mich dann aber nicht 😉 Wir feiern die Halbzeit der Tour und genießen den Abend in einem der drei (!) Speisesäle.

Fazit: Eine sehr schöne Etappe, der Aufstieg war nicht so schlimm wie befürchtet. Abstieg zur Berliner Hütte geht auch recht schnell, aber man sollte sich auf keinen Fall den Schwarzsee entgehen lassen. Der Felssturz an der Mörchnerscharte war echt sch…lecht, darauf hätte ich gerne verzichtet, das wünscht man niemandem. Die Berliner Hütte ist auf jeden Fall einen Besuch wert, das muss man schon mal gesehen haben. Allerdings soll die Übernachtung auf 100m niedriger gelegen Alpenrose deutlich herzlicher sein, auf der Hütte ist schon alles sehr anonym und eher unfreundlich.

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