Der Sommer 2014 war bisher sehr durchwachsen und wir sind kaum zum Wandern gekommen, es wurde definitiv Zeit das ändern. Da uns langsam aber sicher die Eintagestouren rund um München ausgehen, beschlossen wir ein Wochenende in den Bergen zu verbringen. Die Planung einer zweitägigen Rundwanderung mit unterschiedlichem Hin- und Rückweg ist nicht ganz einfach, doch wir entschieden uns schließlich für eine Tour zur Meilerhütte im Wetterstein. Basti und Thomas schlossen sich Sanne und mir an und so ging es Samstags gegen 7 Uhr in München los in Richtung Garmisch-Partenkirchen.
Unser Norwegen-Urlaub mit Hardangervidda-Überquerung stand kurz bevor und unsere neue Ausrüstung wollte getestet werden. Um mich auf die Schlepperei von 20kg vorzubereiten beging ich absichtlich einen eigentlich groben Fehler: Ich war für eine Zweitagestour maßlos überpackt. Aber nur so konnte ich den neuen 80l Rucksack auch tatsächlich richtig befüllen um den „Ernstfall“ zu testen. Bei zukünftigen Touren in den Alpen nehme ich jedenfalls keinen Schlafsack mehr mit, auch die Grödel und Extraklamotten waren nicht unbedingt notwendig 😉
Tag 1
Mein Auto holte sich in der Werkstatt neuen TÜV, daher bot sich Thomas als Fahrer an und brachte uns zur Olympia-Skischanze nach Garmisch. Gegen 9 Uhr sind wir dort aufgebrochen und zunächst einmal der Straße bis zum Eingagng zur Partnachklamm gefolgt, das Wetter war gut, entsprechend viel war hier bereits los. Die Durchquerung der Klamm kostet 3,50€ pro Person, ab 15 Personen gibt es Gruppenrabatt. Vor der Kasse stand eine 11-köpfige Gruppe denen wir uns kurzzeitig anschließen konnten um einen Euro zu sparen. Ich war bereits mehrfach dort, aber der Anblick der tosenden Wassermassen ist immer wieder imposant.
Kurz nach der Klamm überqueren wir die Partnach mit Hilfe einer großen Brücke, danach geht es etwas versteckt hinter einer großen Wanderkarte den Jägersteig hinauf Richtung Schachen. Der Pfad ist sehr steil und mit vielen Stufen versehen, zudem steigt die Sonne immer höher. Die Kombination aus früher Morgenstunde, schwerer Rucksack, Sonne und steiler Pfad machten sich deutlich bemerkbar, ich fand den Weg unglaublich anstrengend. Nach ca. einer Stunde machten wir eine kurze Pause, mit luftigerer Kleidung und einem Apfel im Magen geht es schon deutlich besser weiter. Wir erreichen einen Forstweg dem wir zumindest kurzzeitig folgen, jedoch kürzt der Wanderweg die weiten Serpentinen immer wieder durch steile Waldpfade ab. Irgendwann kommt in der Ferne zum ersten mal das Schachenschloß in Sicht. Es sieht sehr weit entfernt aus, aber immerhin haben wir schon fast die richtige Höhe erreicht. Kurz darauf erreichen wir wieder den Forstweg und folgen ihm ca 45 Minuten bis wir zur Mittagszeit das Schloß erreichen. Es scheint ein sehr beliebtes Ziel bei Mountainbikern zu sein, wir finden kaum einen Platz zum hinsitzen. Schließlich setzen wir uns ins bewirtete Schachenhaus, trinken ein alkoholfreies Weißbier und genießen die Sonne. Hoch über uns ist auch schon die Meilerhütte zu erkennen, mental sind wir also auf den bevorstehenden Aufstieg vorbereitet.
Leider verlässt uns ab hier das Wetterglück, wie angekündigt ziehen mehr uns mehr Wolken auf. Wir machen uns auf den Weg und genießen die Aussicht auf Hochblassen und Alpspitze solange wir können, mit jedem Höhenmeter sieht man mehr vom Zugspitzplatt bis dann schließlich auch die Zugspitze selbst erscheint. Erinnerungen an unsere Tour von 2012 (Ehrwald – Gatterl – Knorrhütte – Zugspitze) werden wach, kurze Zeit später verschwindet alles in bedrohlich dunklen Wolken. Die imposant auf der deutsch-österreichischen Grenze gelegende Meilerhütte wird wieder sichtbar und wir erklimmen im langsam einsetzenden Regen die letzten Höhenmeter des Tages.
Es ist kalt und zugig hier oben, daher können wir das wohlverdiente Bier nicht draußen trinken. Basti nutzt die Zeit immerhin um ein paar schöne Aufnahmen zu schießen, ich bleibe lieber drin in der warmen Gaststube. Das Essen auf der Hütte ist ganz in Ordnung, die Auswahl aber nicht berauschend, die Lager und der Gastraum sind ziemlich eng. Der Waschraum befindet sich draußen in einem Nebengebäude und besteht aus einem Eimer und einem Hahn auf Kniehöhe mit Wasser nahe dem Gefrierpunkt. Ich stelle keine hohen Ansprüche an eine Berghütte, insofern ist das schon ok, aber wir haben in der Vergangenheit schon deutlich schönere Hütten besucht (Kaunergrathütte!).
Tag 2
Morgens ist das Wetter mies, richtig mies! Nach einem spärlichen Frühstück mit dünnem Kaffee gehen wir zum ersten mal vor die Tür und merken: es ist noch mieser als gedacht. Kalt, stürmisch und sehr verregnet. Wir haben damit gerechnet und sind entsprechend mehr oder weniger gut vorbereitet, aber es macht nicht gerade Lust den Tag zu beginnen. Meine Regenmontur besteht aus einer langen Unterhose, normaler Wanderhose, Regenjacke und Schutzüberzug für den Rucksack. Thomas hat keinen Regenschutz, Basti leiht ihm aber seinen Poncho. Um mal gleich vorzugreifen: Ich war am Ende des Tages komplett durchnässt, auch mein Rucksack wurde innen etwas nass, vorallem unten im Schlafsackfach. Thomas hingegen bliebt aufgrund des Ponchos komplett trocken, was für Sanne und mich eine wichtige Botschaft war: Wir brauchen für Norwegen unbedingt einen Poncho! Allein aufgrund dieser Information hat sich die Schlechtwettertour schon gelohnt.
Der Abstieg beginnt zunächst auf der Route des Vortages zurück zum Schachenhaus. Durch den Regen wird der Weg zu einem Bach und alles ist sehr rutschig, trotzdem erreichen wir das Schloß vergleichsweise schnell. Dort machen wir eine kleine Pause und überlegen ob wir eine Führung durch das Sommerdomizil von König Ludwig II. machen sollen. Da wir schon recht durchnässt sind entscheiden wir uns dagegen und gehen weiter bergab ins Oberreintal. Hier gibt es einige Stellen mit Stahlseilen, richtig schwierig ist der Weg aber auch trotz des Regens nicht. Allerdings sind bis nach ganz unten ins Reintal doch sehr viele Höhenmeter auf vergleichsweise kurzer Distanz zu überwinden, meine Knie sind froh als wir endlich im Tal ankommen und mal wieder geradeaus laufen können. Man kann nun entscheiden ob man immer am Fluss entlang zur Partnachklamm zurück laufen will, oder sich oberhalb Richtung Partnachalmhält. Wir haben uns zielstrebig für die goldene Mitte entschieden, was nicht ganz so schlau war: Erst bergauf Richtung Alm, Pause an der Laubhütte, dann wieder bergab und am Fluss entlang zurück. Der Weg zieht sich lang und länger, und wir sind sehr erleichtert als endlich die Brücke von gestern mit Abzweig zum Jägersteig vor uns erscheint. Nun wissen wir wenigstens was uns noch erwartet. Der Weg durch die Klamm ist durch den anhaltenden Regen nochmal um einiges spektakulärer als am Vortag, die Frau an der Kasse hatte bei unseren total durchnässten Anblick wohl auch Mitleid und winlt uns einfach durch. 15 Minuten später erreichen wir kaputt, nass aber prinzipiell zufrieden wieder das Auto und fahren zurück. Oder anders ausgedrückt: Thomas fährt zurück, alle anderen schlafen 🙂
Insgesamt war es eine gelungene Tour, vorallem am ersten Tag. Das schlechte Wetter war so vorhergesagt und wir haben uns darauf eingestellt. Die Meilerhütte hat uns jetzt nicht unbedingt vom Hocker gehauen, und auch der Weg durchs Reintal zieht sich ganz schön in die Länge, bei schönem Wetter kann man aber sicher alles etwas mehr genießen. Ein schönes Wochenende kann man im Wetterstein definitiv verbringen! Für Sanne und mich bleibt die wichtige Erkenntnis dass unsere Regenausrüstung noch verbesserungswürdig ist, die Rücksäcke haben aber ihren ersten Test bestanden.
Hier die Route:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ytlddjyosclytyed