Eher kurze und relativ einfache Wanderung bei der man das gesamte Massiv der Kampenwand umrundet. Um die Seilbahn herum ist sehr viel los, sobald man den Spazierweg verlässt ist man aber sehr einsam und kann die herrliche Aussicht genießen.
Meine Mutter ist über das Wochenende mit Kurt zu Besuch und wir wollen in die Berge um das Traumwetter zu genießen. Für eine einfache Wanderung mit toller Aussicht wurde uns die Kampenwand empfohlen und wir folgen dem Rat. Da sowohl Anfahrt als auch die Wanderung nicht sonderlich lang sind fahren wir erst gegen halb zehn los. Leider ist auf der Autobahn von Anfang an Stau und wir brauchen über zwei Stunden bis zur Seilbahn in Aschau. Dort ergattern wir einen der letzten Parkplätze (2,00 €), lösen die Tickets (20,00 € Berg-/Talfahrt) und schweben in der uralten 4er-Gondel der Kampenwand entgegen.
Oben angekommen machen wir kurz am Garmin-Testcenter Halt und schnappen uns ein GPS-Gerät welches wir kostenlos den ganzen Tag testen können. Es handelt sich dabei um ein Garmin Oregon 600 und ich kann gleich vorweg nehmen dass es mich nicht überzeugt hat. Vielleicht liegt es daran dass ich eher ein Karten-Typ bin, aber für mich war es eigentlich nur zusätzlicher Ballast, vor allem in gut ausgeschildertem Touristengelände wie an der Kampenwand. Ich finde die Bedienung umständlich, das Gerät zu schwer und die Akkulaufzeit („bis zu 12h“) für längere Touren unbrauchbar. Im Notfall halte ich persönlich das Smartphone mit Offlinekarten, welches sowieso immer abgeschaltet im Rucksack ist, genauso hilfreich.
Wir machen uns auf den Weg in Richtung Steinlingalm und halten uns dafür zunächst an der Nordseite der Kampenwand. Der Weg ist breit und perfekt ausgebaut, eine richtige Touristen-Rennstrecke. Bereits nach 5 Minuten erreichen wir den ersten „Gipfel“, eine kleine Anhöhe mit schönem Blick hinunter zum Chiemsee und das Chiemgau. Der Himmel ist leider etwas bedeckt und es ist ziemlich windig, aber trotzdem sehr warm.
Etwas weiter sieht man dann zum erstenmal das imposante Gipfelkreuz auf dem 1.664m hohen Ostgipfel der Kampenwand. Das Chiemgaukreuz ist mit 12 m das höchste Gipfelkreuz der Bayerischen Alpen. Die schmale Rinne die zum Gipfel hinaufführt sieht ziemlich überlaufen aus, genau wie die unterhalb gelegene Steinlingalm. An der Alm trennen sich aber die Wanderwege, der einfache Spazierweg zweigt nach Norden ab und führt wieder zurück zur Seilbahn, wir folgen dem Weg nach Osten an der Kampenwand entlang. Nach der Steinlingkapelle wird der Weg zunehmends schmaler und erfordert mehr Trittsicherheit.
Der östlichste Teil der Umrundung ist zugleich auch der anstrengendste. Hier gilt es einen steilen Aufstieg durch Latschenkiefern zu bewältigen. Wenn das geschafft ist geht es allerdings einen wunderschönen Weg durch Wald, Wiesen und Blumen entlang zurück in Richtung Sonnenalm. Die Kampenwand sieht hier viel wilder aus als auf der Nordseite, oben am Grat sehen wir ein paar Kletterer die die Überschreitung machen. Das steht auch noch auf unserer Liste! Faszinierend ist dass die Vegetation sich hier ständig ändert, mal läuft man durch Laubwald, dann wieder durch Latschenkiefern und kurz darauf vorbei an blühenden Alpenrosen. Im Süden steht der Wilde Kaiser und Loferer, Watzmann und Alpenhauptkamm mit Großglockner lassen sich leider nur erahnen.
Als das Bier auf der Sonnenalm schon zum Greifen nah erscheint stellt sich uns nochmal ein kurzer aber knackiger Aufstieg in den Weg. Gestärkt durch die Vorfreude auf Essen und Getränke bewältigen wir diesen aber schnell und sitzen kurz darauf nach ca. 2,5h und auf der Terrasse. Das Essen auf der Sonnenalm muss ich nochmal ganz besonders erwähnen, denn es war ausgezeichnet! Wurstsalat, Kaiserschmarrn und Obazda können wir bedenkenlos weiterempfehlen.
Mama und Kurt haben sich heute gut geschlagen! Obwohl die Wegstrecke nur 4km beträgt sollte man aufgrund der Höhenmeter gute 2h für die Umrundung der Kampenwand einplanen. Durch kleine Pausen kamen bei uns dann nochmal 30 Minuten dazu. Der Ausblick von der Kampenwand ist super, egal ob Chiemsee und Chiemgau im Norden oder Tiroler Alpen im Süden. Wer eine leichte Wanderung um München sucht und al weg will vom Tegernsee, der ist an der Kampenwand richtig aufgehoben. Wer es etwas ambitionierter mag der verzichtet auf die Seilbahn und läuft rauf. Ebenfalls sehr interessant sieht die Überschreitung der Kampenwand aus, das ist allerdings dann eine alpine Klettertour im III. oder IV. UIAA-Grad.