Zweitagestour um den Gosaukamm

Der 3. Oktober fällt auf einen Freitag was uns ein langes Wochenende mit sehr schönem Wetter beschert. Das wollen wir ausnutzen und entscheiden uns für eine Zweitagestour um den Gosaukamm, einen Seitenarm des Dachsteinmassivs, mit Übernachtung auf der Hofpürglhütte.

Ursprünglich wollten wir eine dreitägige Tour um den Gosaukamm laufen, über Hofpürgl- und Adamekhütte, allerdings hatte letztere bereits geschlossen und wir wollten nicht im Winterraum übernachten. Auch die Hofpürglhütte hatte nur noch dieses Wochenende geöffnet und nur noch Samstags Plätze frei. Durch diese Einschränkungen war die Planung also schnell erledigt, Samstags Anfahrt, Sonntag wieder zurück. Die ursprüngliche Tour stammt aus Mark Zahel’s Buch Hüttentreks, dort fährt man mit der Gondel vom Gosausee hoch und läuft den Austriaweg zur Hofpürglhütte. Da wir zum Wandern da sind und nicht zum Gondelfahren gehen wir die Tour andersrum an und gehen den Steiglweg im Norden des Gosaukamms hoch und am Südhang den Austriaweg wieder zurück.

Tag 1

IMG_0747Der Routenplaner hat von München knapp 3h prognostiziert, warum verstehe ich auch nicht, denn wir sind nach ca 2:15h am Parkplatz direkt am Gosausee. Die Vignette vom letzten Wochenende im Montafon ist noch gültig, die Autobahn verlassen wir bevor die Maut für die Tauernautobahn fällig wird, also ist die Anreise ein mautfreies Vergnügen und auch der Parkplatz ist kostenlos. Das Wetter ist schon richtig klasse, der Gosaukamm (wird auch „Salzburger Dolomiten“ genannt), sieht schon bei der Fahrt durchs Tal beeindruckend aus. Der Parkplatz liegt im Schatten, dort ist es eiskalt, aber sobald die Sonne rauskommt wird es warm, es verspricht ein Traumtag zu werden.

IMG_0767Los gehts, wir lassen die Touristen an der Gondel schnell hinter uns und laufen zum Gosausee, kurz darauf geht es schon rechts ab auf den Steiglweg. Vor allem am Anfang ist dieser wirklich sehr steil, wir müssen eine Felsstufe erklimmen und laufen danach oberhalb des Sees wieder etwas flacher weiter. Mit uns laufen noch drei Damen los die wir allerdings schnell hinter uns lassen, ansonsten sind wir ziemlich unter uns. Nach knapp zwei Stunden erreichen wir die Baumgrenze und kommen an einer Gedenkkapelle vorbei. Von hier hat man einen schönen Blick ins Tal und wir nutzen das für eine Pause. Ab jetzt begegnen wir deutlich mehr Leuten die von der Hofpürglhütte zum Gosausee zurückgehen, trotzdem ist der Weg nicht überlaufen. Der Pfad ist jetzt felsig und insgesamt anspruchsvoller, spätestens als der Weg leicht rechts abbiegt und über ein Geröllfeld verläuft muss man auch ab und zu die Hände benutzen. Die Stelle ist IMG_0790nicht ausgesetzt, aber leichte Kletterei ist es schon. Oben angekommen kommt dann der Steiglpaß in Sichtweite, der höchste Punkt des Tages. Von hier sieht man zum ersten Mal nach Süden Richtung Hohe Tauern, auch die Hofpürglhütte ist jetzt scheinbar zum Greifen nah. Der Schein trügt allerdings, es dauert von hier noch eine gute Stunde. Vom Steiglpaß geht es sehr steil und teilweise seilversichert bergab und immer der Hütte entgegen. Noch ein kleiner Gegenanstieg und es ist geschafft.

IMG_0793Auf der Hütte melden wir uns zuerst an und bekommen unser Lager zugeteilt: Ein schönes 10-Bett-Zimmer mit viel Stauraum, welches bisher noch komplett leer ist. Da die Sonne noch sehr schön auf die Terasse scheint gehen wir schnell wieder runter und bestellen Bier, Kaffee und Kaiserschmarrn. Leider ist es dort sehr windig und daher trotz Sonne nur direkt an der Hauswand auszuhalten. Bei uns am Tisch sitzt eine Frau die wir unterwegs schon getroffen haben. Sie läuft den neu angelegten „Weg des Buches“, ein Wanderweg entlnag von alten Schmugglerpfaden auf denen früer Bibeln transportiert wurden. Sie steigt heute noch ab, hofft aber darauf drei Freundinnen zu treffen die auf der Hütte übernachten wollen. Daraus wird nichts, nach einer netten Unterhaltung muss sie aufbrechen um noch genug Licht zu haben. Wir lernen die drei Freundinnen dann doch noch kennen, denn sie sitzen beim Abendessen an unserem Tisch und eine davon ist blind. Ich kann mir nicht vorstellen wie sie den Weg meistert, allergrößten Respekt davor!

Die Hofpürglhütte ist ein großes Kletterzentrum, fast alle Gäste sind zum Klettern hier, entweder privat oder in einem Kurs. Das merken wir uns mal vor, im ausliegenden Kletterführer gibt es echt schöne Routen! Im Schankraum ist es sehr warm, ich habe zwei Bier getrunken und könnte mich bereits um 19 Uhr hinlegen. Wie üblich einigen wir uns aber darauf dass wir nicht vor 21 Uhr schlafen gehen, also halte ich mich mit Cola wach, aber es fällt mir heute wirklich schwer. Der Schlafraum hat sich mit der Zeit doch noch gefüllt, trotzdem bleibt es nachts ruhig und schlafe sehr gut.

Tag 2

IMG_0810Die Kletterer sind morgens alle schon unterwegs, gegen Nachmittag soll das Wetter schlechter werden. Wir haben es nicht eilig, die heutige Etappe ist mit 5-6h nicht allzu lang. Gegen 9 Uhr brechen wir auf und gehen auf dem Austriaweg in Richtung Theodor-Körner-Hütte. Der Gosaukamm ist hier sehr beeindruckend und besser einsehbar als auf der Nordseite. Die Bischofsmütze überragt das Ganze, der Begriff „Salzburger Dolomiten“ kommt hier wieder in den Sinn und ist sehr treffend. Ich hatte von dieser gegen noch nie zuvor gehört, doch ich bin begeistert! Der erste Teil der Etappe geht über Wiesenwege und durch Latschen, zum Glück ist es noch nicht so heiß.

IMG_0816Nach der Hälfte der Tour kommt der anspruchsvollste Teil, das Stuhlloch kurz vor der Stuhlalm. Hier gilt es über einen knapp 150m hohen Felsvorsprung abzusteigen, es ist wirklich sehr steil und mit Drahtseilen versichert. Da wir von unten zwei Personen aufsteigen sehen warten wir zunächst ab, da es sich kaum vermeiden lässt kleine Steine loszutreten. Wenn es naß ist, oder viel los, dann ist diese Stelle nicht ohne, für uns ist es aber kein größeres Problem. Nach dem Abstieg folgt der fast ebenso hohe Gegenanstieg, diesmal aber über eine Wiese. Oben angekommen suchen wir uns ein schönes Plätzchen und machen eine ausgedehnte Pause.

IMG_0838Danach laufen wir an der Stuhlalm vorbei, die sehr gemütlich aussieht. Hätten wir nicht gerade Pause gemacht würden wir hier einen Kaffee trinken. Der nächste Abschnitt führt durch einen kleinen Wald, und die Wegfindung ist hier nicht ganz einfach. Eigentlich ist der Weg immer gut markiert, hier biegen wir aber ausversehen falsch ab und folgen einem kleinen Jägerpfad. Wir merken es erst als dieser mitten im Wald aufhört, aber direkt oberhalb von uns hören wir andere Wanderer und laufen daher querfeldein der Hang hoch bis wir wieder auf den Weg treffen. Der Rest verläuft unproblematisch. Die Querung eines Geröllfeldes erfordert nochmal etwas Konzentration da der Weg sehr schmal ist und es links weit runter geht, aber auch das ist schnell gemeistert. Es folgt nochmal ein Anstieg zum Törlecksattel, und dann hat uns der Massentourismus wieder. Hier zweigt der Weg zum Donnerkogel ab, ein beliebtes Ziel bei allen die mit der Gondel vom See heraufkommen. Nun sieht man wieder Richtung Norden und hinunter zum Gosausee und zur Gablonzer Hütte bei der Bergstation. Den Abstieg zur Gondel bringen wir schnell hinter uns und beschließen die letzten Höhenmeter auch noch zu Fuß zu gehen.

IMG_0855Kaum entfernen wir uns von der Seilbahn sind wir auch schon wieder ziemlich allein. Durch herrlich herbstliche Laubbäume laufen wir bergab. Der Pfad windet sich in Serpentinen immer dem See entgegen. Rechts schiebt sich das Dachsteinmassiv mit Dachsteingletscher wieder ins Blickfeld. Auch die Adamekhütte kann man am Gletscherrand erkennen. Als wir am See ankommen gehen wir im Restaurant noch einen Kaffee trinken und machen uns danach auf die Heimfahrt. Diesmal läuft leider alles nicht so glatt, ab Salzburg stehen wir bis München komplett im Stau…

Fazit

Die Tour war absolut genial und sehr empfehlenswert! Wir waren erst etwas enttäuscht weil aus der dreitägigen Tour nichts wurde, doch der Aufstieg über den Steiglweg ist auch wirklich toll! Der Gosaukamm ist beeindruckend, die Aussicht sehr abwechlungsreich. Die beiden Etappen bieten alles was man von einer Alpentour erwartet: Schmale Pfade, Wiesen, Wald, Geröll und leichte Kletterei, dabei sind aber pro Tag nur 1-2 schwerere Stellen dabei (vorallem Abstieg vom Steiglpaß und Stuhlloch). Wir werden die Gegend sicherlich nochmal besuchen, entweder zum Klettern oder um eine Tour weiter in Richtung Dachstein zu unternehmen.

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