Die fünfte Etappe am Berliner Höhenweg ist die Königsetappe. Sie führt uns von der Berliner Hütte über das 3.133m hohe Schönbichler Horn zum Furtschaglhaus. Für uns ist das der erste 3000er Gipfel und vorerst der höchste Punkt den wir aus eigener Kraft erreicht haben.
Das Frühstück auf der Berliner Hütte ist super, es gibt ein reichhaltiges Buffet und wir bedienen uns kräftig. Heute stehen uns 1.100 Höhenmeter Aufstieg bevor, und ein Klettersteig den wir nicht so richtig einschätzen können. Die einen sagen es wäre kein Problem, andere wiederum sagen dass sie ihn nicht ohne Klettersteigset gehen würden.
Um 8.30Uhr gehen wir los, es gilt zunächst ein paar Gletscherbäche zu queren bevor dann der eigentliche Aufstieg beginnt. Da wir bereits an das ständige Auf und Ab gewöhnt sind kommen wir auch heute wieder gut voran und lassen nach und nach die Vegetation hinter uns. Der Weg führt zunächst am alten Gletscherverlauf vorbei, wo heute nur noch glattgeschliffene Platten daran erinnern dass hier einmal Eis war. Dann biegen wir ab und nähern uns dem Nordostgrat des Schönbichler Horns. Der Grat besteht, wie der gesamte Gipfel, aus Schieferplatten die kunstvoll zu einem Weg aufgeschichtet wurden. So laufen wir auf einer riesigen Treppe bergauf, jedoch geht es rechts und links steil hinab, Vorsicht ist also geboten.
Meine Befürchtung war, dass wir im Klettersteig viel Gegenverkehr haben würden, da das Schönbichler Horn zu den meistbegangenen 3000ern gehört. Nun stellt sich aber heraus dass es ganz gut war etwas später aufzubrechen, denn der Gegenverkehr kommt uns nun schon am Grat entgegen wo man noch problemlos ausweichen kann.
Als wir dann auf ca. 3.000m Höhe den Einstieg in den Klettersteig erreichen sind wir dort völlig alleine, keine einzige Person kommt uns entgegen. Der Steig selbst ist kein Problem, ganz im Gegenteil: Es macht richtig Spaß! Allerdings macht es wohl schon einen großen Unterschied ob alles trocken und griffig ist wie bei uns, oder ob aufgrund der Witterung alles rutschig und schmierig ist. Es ist auf jeden Fall die anspruchsvollste Stelle am Berliner Höhenweg, definitiv schwieriger als der Siebenschneidenweg! Auch hier sind wir wieder der Meinung dass es deutlich leichter ist die schweren Stellen im Aufstieg zu bewältigen, also den Berliner Höhenweg „rückwärts“ zu gehen.
Am Ende des Klettersteigs geht es geradeaus weiter und wieder bergab. Hier sollte man auf keinen Fall darauf verzichten nochmal die letzten 50 Meter rechts zum Gipfel aufzusteigen, der Weg führt daran vorbei! Oben angekommen bietet sich ein atemberaubendes Panorama über den gesamten Zillertaler Hauptkamm mit all seinen Gletschern und hohen Bergen. Es ist vergleichsweise wenig los am Gipfel, so finden wir ein Plätzchen zum sitzen und genießen unsere Erfolge: Erster 3.000er Gipfel, höchster bisher zu Fuß erreichter Punkt (bisher das 3.030m hohe Apere Madatschjoch), höchster Punkt und der letzte richtig lange Anstieg am Berliner Höhenweg.
Nach einer ausgiebigen Pause steigen wir wieder zum Weg hinab und gehen weiter Richtung Furtschaglhaus. Der Abstieg ist auf dieser Seite kein Problem, es ist nur ganz kurz seilversichert, danach geht es wieder über die Schiefer-Stufen bergab und dem schon sichtbaren Ziel entgegen. Hier sind auch einige Wanderer unterwegs die das Schönbichler Horn als Tagestour vom Schlegeisspeicher angehen. Das ist gut machbar, vor allem wenn man den Weg am See entlang mit dem Mountainbike abkürzt. Wir erreichen das Furtschaglhaus überraschend schnell, die Tour war deutlich kürzer als gedacht.
Auch das Furtschaglhaus weiß mit einer genialen Gletschersicht zu begeistern, und auch sonst gefällt es uns hier gut: die Lager sind sehr modern gestaltet, der Gastraum hat tolle Panoramafenster. Es ist sehr voll da hier viele Hochtourengeher starten, einige müssen draußen sitzen weil es drinnen keinen Platz mehr hat und am Ende auch im Notlager übernachten. Ein Hoch auf unsere Lagerreservierungen und die hier in der Halbpension inkludierten Sitzplätze in der Panoramastube 🙂
Fazit: Fantastisch. Wunderbarer Ausblick am Schönbichler Horn, der Aufstieg im Klettersteig hat richtig Spaß gemacht. Beste Etappe auf dem Berliner Höhenweg!
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