Klettern im Eselsburger Tal

Wir kombinieren einen Besuch bei Sannes Familie in Heidenheim mit einem kleinen Kletterausflug ins Eselsburger Tal. Dort begehen wir einige Routen in den unteren Schwierigkeitsgraden am Fels „Mittlere Wand“ auf halbem Wege zwischen Herbrechtingen und Eselsburg.

Es soll heiß werden am Wochenende, sehr heiß! Nachdem es die letzten Tage bereits über 35 °C hatte, ist auch für Samstag Hitze, schwüle Luft und Gewittergefahr vorhergesagt. Nicht gerade die schönste Aussicht um in hauptsächlich südseitig ausgerichtetem Fels zu klettern. Da wir aber von Heidenheim nur gut 10 Minuten Anfahrt ins Eselsburger Tal haben wollen wir die Gelegenheit dennoch nutzen. Um der Hitze zu entgehen klingelt der Wecker bereits um 7 Uhr, um kurz vor 8 steigen wir ins Auto und es geht los.

IMG_1582Wir parken auf einem relativ großen Parkplatz an der Bundesstraße oberhalb vom Eselsburger Tal, direkt an der Abzweigung in den Ort. Von dort laufen wir gute 15 Minuten bis ins Tal hinab und sehen bereits die Felsen. Die charakteristischen zwei dünnen Felsnadeln, die „Steinernen Jungfrauen“,  weisen uns den Weg, denn darum verteilt gibt es insgesamt drei bekletterbare Felsen: Jungfrauenfels, Mittlere Wand und Wilder Hund. Trotz der frühen Stunde begegnen wir bereits den ersten Fahrradfahrern, und zwei Seilschaften sind auch schon am klettern. Nichtsdestotrotz ist alles sehr ruhig und idyllisch.

IMG_1587Bewaffnet mit unseren ausgedruckten Topos suchen wir uns zunächst mal geeignete Routen zum einklettern aus. Am Jungfrauenfels kommt in der Nordwand nur eine in Frage und natürlich ist genau die schon besetzt. An der Mittleren Wand gibt es im Norden zwar ein paar sehr leichte Routen, allerdings wurde dort auch entsprechend mit der Absicherung gespart. Teilweise gar kein Haken, oder nur einer kurz vor der Umlenkung, das ist uns dann doch noch zu heikel. Also doch Südseite, die Sonne ist ja noch nicht so stark. An der Südwand beginnen wir mit einer sehr einfachen Route ganz rechts außen. Für den Anfang ganz gut, allerdings kaum fordernd. Immerhin können wir hier nochmal das Umfädeln des Seils üben, denn am Umlenker ist nur ein Ring. An allen anderen Umlenkern die war danach gesehen haben ist ein „Sauschwanz“ eingehängt, umfädeln ist also eigentlich nicht nötig. Das ist auch insofern praktisch dass die Umlenker fast alle zu Fuß von oben erreichbar sind, man kann also ganz einfach ein Toprope einrichten. Da das scheinbar sehr viele so machen ist etwas Vorsicht geboten, die Sauschwänze sehen schon etwas abgeschliffen aus, also auf jeden Fall vorher prüfen! Leider sind die Ringe ziemlich klein, man bekommt neben den Sauschwanz kaum einen eigenen Karabiner eingehängt, geschweige denn zwei gegenläufige… Die Routen selbst sind meistens mit geklebten Bühlerhaken ausgestattet, nur selten trifft man noch auf alte Normalhaken. Teilweise sind die ersten Haken ziemlich hoch (teilweise mehr als 5 m über dem Boden), und auch sonst ist die Absicherung eher spärlich. Der Fels eignet sich aber super um eigene Sicherungen zu legen falls man Keile oder Friends dabei hat.

IMG_1589Nach der Aufwärmrunde geht es etwas schwieriger weiter. Sanne steigt in eine mit 4+ bewertete Risskletterei ein. An der Schlüsselstelle hat sie Probleme am ziemlich speckigen Fels Halt zu finden und umgeht die Stelle über die benachbarte 4-.  Auf der anderen Seite wartet eine Route die sehr schön aussieht, aber mit 6- bewertet ist, ein kleiner Riss zieht sich von unten bis oben durch eine Platte. Wir wollen das auf jeden Fall versuchen, aber lieber im Toprope. Also mache auch ich mich an die 4+, bezwinge die Schlüsselstelle und richte das Toprope in der Nachbarroute ein. Die hat es dann schon in sich. 6- im Fels ist eine Ansage für uns Hallenkletterer, noch dazu mit ungewohntem Piazen im kleinen und extrem speckigem Riss. Sanne umgeht zunächst wieder den schwierigen unteren Teil und kämpft sich nach oben, fast hätte auch keiner gesehen dass sie den Bohrhaken als Tritt verwendet hat ;-). Ich versuche mich dann an der gesamten Route und komme ordentlich ins Schwitzen. Schwitzige Hände und speckige Risse vertragen sich nicht gut, ein Sturz ins Toprope ist die Folge. Als ich Sannes A0-Stelle erreiche verstehe ich ihre Problematik, trotz mehreren Versuchen komme ich auch nicht ohne Bohrhaken-Tritt weiter.

IMG_1591Zwischenzeitlich sind wir nicht mehr alleine am Fels, eine Seilschaft beginnt bereits mit dem Einrichten des Topropes, eine andere kommt gerade an. Trotzdem ist alles noch sehr angenehm, kein Vergleich mit überlaufenen Kletterhallen/-gärten rund um München. Unsere nächste anvisierte Route ist leider schon belegt, daher weichen wir weiter nach links aus. Dort gibt es noch eine leichte 4er-Route mit der Möglichkeit daneben eine 5+ im Toprope zu klettern. Das Problem ist, dass der erste Haken hier wirklich sehr hoch gebohrt wurde (ich schätze mal so 8 m), und die Kletterei darunter nicht ganz trivial ist. Um mich zumindest psychologisch in Sicherheit zu wägen lege eine Köpflschlinge und erreiche den Haken. Danach ginge es durch einen schmalen Kamin weiter, allerdings ist mir das überhaupt nicht geheuer. Der Fels hört sich überall hohl an, die Wände sind speckig und glatt, insgesamt habe ich das Gefühl dass hier alle Griffe locker sind. Sicherheit geht vor, daher klettere ich wieder ab.

IMG_1595Da die Sonne nun schon ziemlich hoch steht, und die „guten“ Routen belegt sind, schnappen wir unser Zeug und Umrunden die Wand um zur Nordseite zu gelangen. Hier sind wir ganz allein, es ist schattig und ein bisschen windig – perfekt! Ganz links führen mehrere Routen in ansteigendem Schwierigkeitsgrad zum selben Umlenker. Sanne beginnt im Vorstieg, bricht aber nach kurzer Zeit ab, die Route ist schwieriger als sie aussieht. Glücklicherweise kann man auch hier von hinten zu Fuß den Felskopf erreichen, so richte ich das Toprope ein und es kann losgehen. Die Schwierigkeiten 5+/6 sind für uns sehr fordernd, es fehlt noch die Fähigkeit im Fels auf die Schnelle die besten Griffe und Tritte zu finden. Aber ich habe das Gefühl hier sehr viel zu lernen, und im Toprope kann man ja alles schön ausprobieren.  Diese Seite der Wand hat sehr viele Sanduhren und lädt geradezu dazu ein, mobile Sicherungen zu legen, teilweise ist auch schon fixes Bandmaterial vorhanden. Allerdings hört sich der Fels oftmals verdächtig hohl an, auch hier ist blindes Vertrauen wohl nicht ratsam! Nachdem wir jeder nochmal zwei Routen geschafft haben packen wir zusammen. Klettern bei dem Wetter ist anstrengend, unser Wasservorrat ist aufgebraucht, und Zuhause wartet schon das Essen.

IMG_1598Nach gut 20 Minuten sind wir wieder am Parkplatz und fahren zurück nach Heidenheim. Unser Ausflug ins Eselsburger Tal war sehr gelungen und sicher nicht der letzte. Es gibt hier unheimlich viele Klettermöglichkeiten, in den ca. 4h die wir dort waren haben wir nur einen kleinen Teil der Routen an der Mittleren Wand gemacht, und das ist nur ein Fels von insgesamt neun Stück im ganzen Tal. Wir haben mal wieder festgestellt, dass draußen klettern nochmal was ganz anderes ist als in der Halle, und wir noch viel zu lernen haben um dort die gleichen Schwierigkeitsgrade vorzusteigen. Auch an die eher spärliche Absicherung müssen wir uns noch gewöhnen (und vielleicht ein Sortiment Friends anschaffen), da war der Klettergarten im Rofan mit seinen 50cm-Abständen doch etwas anfängerfreundlicher. Aber man wächst ja bekanntlich an seinen Herausforderungen, und so freuen wir uns schon auf den nächsten Ausflug an den Fels!

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