Die zweite Etappe auf dem Berliner Höhenweg führt uns von der Karl-von-Edel-Hütte über den Aschaffenburger Höhenweg („Siebenschneidenweg“) zur Kasseler Hütte. Es ist mit einer angegebenen Gehzeit von 8-10 Stunden die längste Einzeletappe auf dem Berliner Höhenweg.
Da in unserem 20er-Lager nur vier Leute übernachten haben wir Angst zu verschlafen, daher klingelt um 6.40 Uhr der Wecker. Ab 7 Uhr gibt es Frühstück, danach wollen wir so schnell wie möglich los um die lange Etappe in Angriff zu nehmen. Die nassen Klamotten sind alle über Nacht komplett getrocknet, so können wir alles problemlos verstauen. Nach dem eher spärlichen Frühstück (2 Scheiben Brot, Wurst und Käse, Tee) stehen wir um 7.30 Uhr in den Startlöchern.
Der Siebenschneidenweg heißt so, weil der Weg von insgesamt 7 Graten durchschnitten wird die es zu übersteigen gilt. An den Graten muss man immer ca. 100-200 Höhenmeter auf-, und dahinter wieder absteigen. Der Weg selbst ist dazu auch noch knapp 15km lang, es gibt keine Abstiegsmöglichkeit ins Tal, und erst ab der Hälfte des Weges findet man Wasser!
Bereits nach der ersten Schneide tauchen wir ein in die beeindruckende Gletscherwelt des Zillertals. Hinter uns verschwindet das touristisch erschlossene Gebiet rund um Mayrhofen und den Penken, vor uns ist nun der Große Löffler mit seinem Gletscher ständig im Blickfeld.
Von der Edelhütte aus sind die ersten drei Schneiden definitiv die Schwierigsten. Dort findet man sowohl im Auf- als auch Abstieg Drahtseile und muss ein bisschen klettern, außerdem sind sie höher als die darauffolgenden. Dazwischen befinden sich, vor allem am Anfang, häufig Blockgelände welches weglos gequert werden muss, hier sind lediglich Markierungen an den Steinen angebracht. Das Gelände erschwert das Vorankommen enorm, man braucht viel länger als gedacht.
Nachdem wir die schwereren Schneiden hinter uns gelassen haben, erreichen wir das neu gebaute Aschaffenburger Biwak, eine kleine Notunterkunft für 6-8 Personen. Die Holzhütte ist wirklich sehr urig, und wird laut Hüttenbuch auch regelmäßig genutzt. Wir rasten hier und stärken uns für die letzten Kilometer, die Hauptschwierigkeiten sind geschafft, aber die Kasseler Hütte ist noch ein Stück entfernt.
Die letzten drei Schneiden sind dann kein Problem mehr, hier handelt es sich dann nur noch um reines Gehgelände, und wir sehen endlich die Kasseler Hütte. Die schlechte Nachricht ist allerdings, dass wir nochmal 200 Meter ab- und wieder aufsteigen müssen. Am Ende erreichen wir die Hütte, mit Pausen, nach 9h.
Die Kasseler Hütte hat uns nicht sehr gut gefallen. Es gibt insgesamt drei Lager, davon wurde jedoch nur eines geöffnet und total vollgestopft… Der Wirt ist ein Selbstdarsteller der jeden Abend eine Show daraus macht den Wetterbericht vorzutragen (quasi mit Anwesenheitspflicht). Dabei hat er uns allen verboten (!) am nächsten Tag den Gigalitz (3.001m) zu besteigen da es schon mittags beginne zu regnen. Mit seiner Prognose lag er dann völlig daneben, es hat nicht im Geringsten geregnet, genaugenommen sind sogar erst 6 Tage später wieder Tropfen vom Himmel gefallen…
Fazit: Schöne und abwechslungsreiche Etappe, aber wirklich anstrengend und fordernd. Die Schneiden sind, gerade am Anfang, nicht ganz einfach zu meistern, und das Blockgelände erschwert das Vorankommen enorm! Die Kasseler Hütte hat uns im Nachhinein von allen Hütten am wenigsten gefallen.
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